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Magnesium - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
Name - Info - Referenzbereiche ("Normalwert") - Ursachen einer Erhöhung - Ursachen einer Verminderung

    

IN FÜNF SÄTZEN:
Magnesium ist ein lebensnotwendiger Stoff, der bei einer Vielzahl von Stoffwechselvorgängen eine unverzichtbare Rolle spielt. Ein Magnesiummangel entsteht meist durch zu geringe Zufuhr mit der Nahrung, verminderte Aufnahme im Darm oder zu große Ausscheidung in den Harn. Verschiedene Erkrankungen können dies verursachen, eine bedeutende aber noch unterschätzte Rolle könnten dabei genetisch bedingte (erbliche) Krankheiten spielen.
Ein Magnesiummangel ist schwierig zu erkennen. Die einzelnen Krankheitszeichen sind sehr unterschiedlich und uncharakteristisch und auch die Laboruntersuchungen erlauben oft keinen sicheren Ausschluss eines Mangels. 
   
NAME:
Der Name Magnesium leitet sich indirekt von Magnet ab. Das hängt wieder mit dem Vorkommen von Magnesiumoxyd (Magnesia alba) in eisenhaltigen, magnetisierbaren Mineralien zusammen.
Abkürzung: Mg
   
INFO:
Was ist Magnesium?
Chemisch gesehen ist Magnesium ein Erdalkalimetall.
  
Metallisches Magnesium Metallisches Magnesium
So kommt es im Körper nicht vor,
auch wenn man von "Magnesium"
spricht.

Wenn man von Magnesium im Körper spricht, meint man damit aber die Magnesium-Ionen der Blutflüssigkeit und der Zellen sowie Magnesiumverbindungen im Knochen. Diese haben mit metallischem Magnesium fast nichts gemeinsam. Im weiteren wird der Einfachheit halber dennoch immer nur von "Magnesium" gesprochen. Dies ist zwar chemisch nicht korrekt aber im klinischen Sprachgebrauch üblich.

 

Wofür ist Magnesium wichtig?
Bei mehr als 300 bekannten Reaktionen unseres Stoffwechsels, unter anderem bei der Energiegewinnung, bei der Zellvermehrung und der Eiweißherstellung ist Magnesium unbedingt notwendig.  Weiters spielt Magnesium bei Verhinderung von Krämpfen, der Nervenleitung, der Muskelarbeit, der Regulierung des Blutgefäßdurchmessers, des Herzrhythmus und bei vielen anderen Vorgängen eine wichtige Rolle. Magnesium ist für uns also ein lebensnotwendiger Stoff, dessen Funktionen noch gar nicht vollständig geklärt sind.

Die ersten Schritte der Glykolyse Nur ein Beispiel der über 300 Stoffwechselvorgänge, bei denen Magnesium mitwirkt. Aber ein wichtiges Beispiel. Die Energiegewinnung durch Verarbeitung des Blutzuckers, die sog. Glykolyse


 

Wie kommen wir zu Magnesium?
Wir nehmen es über die Nahrung auf. Besonders viel Magnesium ist in Nüssen und Gewürzen, praktisch nehmen wir aber das meiste Magnesium in Milch- und Getreideprodukten auf. Die empfohlene Menge beträgt für erwachsene Männer etwa 400 mg/Tag, für Frauen 320 mg/Tag (USA Richtlinien, 1997).

Magnesiumgehalt einiger Nahrungsmittel (pro 100 Gramm)
Quelle: Wissenschaftliche Tabellen von Ciba-Geigy
Äpfel, Birnen, Orangen, Pfirsiche 5 bis 10 mg
Erdäpfel, Karotten 27 bzw. 21 mg
Mais (süß) 48 mg
Petersilie 52 mg
Kopfsalat 10 mg
Basilikum, Kümmel ca. 400 mg
Walnüsse, Erdnüsse 134 bzw. 181 mg
Weizenmehl (voll/fein) 113 mg / 25 mg
Vollreis 119
Haferflocken 145
Semmeln (Brötchen; pro 100g!) 24 mg
Roggenbrot (pro 100g!) 47 mg
Kuhmilch, Joghurt 13 bzw. 14 mg
Emmentaler, Camembert 55 bzw. 18 mg
Rind und Schweinefleisch ca. 20 mg
Hühnerfleisch (Brathuhn) 37 mg

 

 

Wie scheiden wir Magnesium wieder aus?
Wir scheiden es über die Niere in den Harn aus. In der Niere erfolgt auch die Regulation unseres Magnesiums. Haben wir zuviel, wird mehr ausgeschieden, haben wir zu wenig, wird wenig ausgeschieden.

 

Wo ist das Magnesium im Körper?
Der größte Teil ist nicht in der Blutflüssigkeit sondern in den Zellen und im Knochen.

 

Wie erkennt man einen Magnesiummangel?
Einen Mangel zu erkennen, ist manchmal sehr schwierig. Wie oben erwähnt, befindet sich das meiste Magnesium in den Zellen. Bei der Magnesiumbestimmung im Labor bestimmt man aber nur das Magnesium in der Blutflüssigkeit. Es kann leider durchaus sein, dass ein Patient nur in den Zellen einen Magnesiummangel hat, in der Blutflüssigkeit aber noch normale Werte. Es besteht dann also ein Magnesiummangel obwohl der Laborwert normal ist. Dann ist der Magnesiummangel schwer zu erkennen.
Schlussfolgerung: normale Magnesiumkonzentrationen in der Blutflüssigkeit schließen einen Mangel nicht aus.

Für näher Interessierte: Bis heute gibt es keine ideale Methode, einen Magnesiummangel festzustellen. Die Messung in der Blutflüssigkeit ist nicht ideal, die Messung in Zellen ebenfalls problematisch: Die Magnesiummessung in Blutzellen ist durchführbar aber nicht so aussagekräftig. Andere Zellen sind aber praktisch nicht gewinnbar. Man kann dem Patienten ja keine Muskelstücke entnehmen (was man noch dazu an verschiedenen Stellen gleichzeitig machen müsste). So hat sich die Magnesiumbelastung als bislang bester Kompromiss erwiesen: man gibt dem Patienten Magnesium (Infusion in Blutgefäß) und misst im Harn, wieviel er davon in den nächsten 1 bis 2 Tagen wieder ausscheidet. Scheidet er das meiste wieder aus, scheint er genug Magnesium gehabt zu haben. Scheidet er aber wenig aus, dann wird ein Mangel vorgelegen sein.

 

Wie erkennt man einen Magnesiumüberschuss?
Ein Magnesiumüberschuss lässt sich durch einen erhöhten Spiegel in der Blutflüssigkeit feststellen.

 

Welche Beschwerden/Probleme verursacht ein Magnesiummangel?

  • Muskelkrämpfe, Zittern, Krampfanfälle, Muskelzuckungen, Muskelschwäche, Schwindel, Störung der Bewegungskoordination, Depression, Müdigkeit,
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Störungen der Zuckerverwertung
    (Kohlenhydrat-Intoleranz, d.h. hohe Blutzuckeranstiege nach Kohlenhydratzufuhr)
  • Herzrhythmusstörungen, vielleicht auch Herzinfarktneigung und Hochdruck
  • Knochenschwächung, Neigung zu Knochenbrüchen
  • Oft ist mit dem Magnesium gleichzeitig auch Calcium vermindert (Ursache: u.a. verminderte Parathormonausschüttung wegen Magnesiummangel)
  • Oft ist auch Kalium vermindert
    (und bessert sich erst, wenn man Magnesium gibt)

 

Welche Beschwerden verursacht ein Magnesiumüberschuss?
Durchfälle, verringerte Reflexe (z.B. Kniereflex), Lähmungserscheinungen, Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen. Auch Herzstillstand oder Atemstillstand können auftreten (aber erst ab ca. 5 mmol/l).

 

Wann sollte man Magnesium bestimmen?
Wenn Beschwerden oder Probleme vorliegen, wie sie für Magnesiummangel oder Magnesiumüberschuss gerade beschrieben wurden.

 

Warum wird manchmal Magnesium verschrieben, obwohl die Laborbefunde keinen Mangel gezeigt haben?
Wie oben erklärt, ist es manchmal schwierig, einen Magnesiummangel mit den üblichen Laboruntersuchungen zu erkennen. Auf der anderen Seite kann eine kontrollierte Einnahme von Magnesium kaum Schaden anrichten, auch wenn kein Mangel besteht.
Deswegen wird Patienten, deren Beschwerden durch einen Magnesiummangel verursacht sein könnten, manchmal auf Verdacht Magnesium gegeben. Man beobachtet dann, ob die Beschwerden verschwinden.

   
REFERENZ-
BEREICH:
  Bereich Einheit Bereich Einheit
Blutflüssigkeit 0.7 - 1.0 mmol/l 1.7 - 2.4 mg/dl
24h-Sammelharn 3 - 5 mmol/24h 73 - 122 mg/24h
Anmerkung: Der Referenzbereich beschreibt den Bereich, in dem man 95% der gesunden, bzw. unauffälligen Testpersonen gefunden hat. Dies sagt aber nicht unbedingt etwas darüber aus, in welchem Bereich man Personen mit Magnesiummangel findet. Ohne hier auf die statistischen Grundlagen näher eingehen zu können heißt das, dass ein Magnesiumspiegel im (unteren) Referenzbereich einen Mangel nicht ausschließt.
Empfehlung der deutschen Selbsthilfe-Organisation für Mineralimbalancen: bei Patienten mit Symptomen eines Magnesiummangels ist eine Magnesiumkonzentration von unter 0.8 mmol/l (sicherer noch unter 0.9 mmol/l) als Hinweis auf einen Magnesiummangel anzusehen (www.magnesiumhilfe.de).
Detaillierte, altersabhängige Referenzbereiche
in Blut, Harn und anderen Körperflüssigkeiten
   
 
Hinweis: aus isolierten, leichten Erhöhungen oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den allermeisten Fällen keine Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Liegen also nur leichte Veränderungen vor, muss keineswegs irgendeine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder Veränderungen vorliegen!
ERHÖHUNG:
  • Normalerweise wird überschüssiges Magnesium über die Nieren ausgeschieden.
    Zu Erhöhungen des Magnesiums kommt es daher vor allem bei Erkrankungen der Nieren.
    Zu eine Erhöhung kommt es besonders, wenn gleichzeitig Magnesium-haltige Medikamente eingenommen werden.
     
  • Einnahme größerer Mengen von Magnesium-haltigen Medikamenten: manche Magensäure-Gegenmittel (sog. Antazida) und Abführmittel (Bittersalz)
    Zu eine Erhöhung führt die Medikamenteneinnahme aber meist nur, wenn gleichzeitig ein Nierenschaden besteht.
     
  • Gabe zu großer Magnesiummengen in Infusionen (Einbringen von Flüssigkeit in ein Gefäß, meist eine Vene)
     
  • Nebennierenrindenversagen (Morbus Addison)
     
  • bei bestimmten, schweren Formen der Zuckerkrankheit
     
  • bei schweren Unterkühlungen kann Magnesium aus den Zellen austreten und deswegen in der Blutflüssigkeit erhöht sein
     
   
VERMINDERUNG:
1. Zu geringe Aufnahme von Magnesium
  • Zu wenig Magnesium in der Nahrung
    Alkoholismus, schwere Mangelernährung, einseitige Ernährung, länger dauernde künstliche Ernährung
     
  • Zu geringe Aufnahme im Darm
    Aufnahmestörung bei Darmentzündungen: Colitis ulcerosa, Morbus Crohn; bei Zoeliakie, nach Darmoperationen.
    Aber auch genetisch-bedingte (erbliche) Ursachen einer verminderten Aufnahme von Magnesium kommen vor.

 

2. Zu große Ausscheidung über die Niere
  • Einnahme von Entwässerungsmitteln
  • Nierenschäden durch Medikamente oder Gifte
  • Zuckerkrankheit
  • Erbliche Nierenkrankheiten
    In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat man verschiedene genetisch-bedingte, erbliche Erkrankungen der Niere erkannt, bei denen Magnesium in den Harn verloren geht. Ein Magnesiummangel ist die Folge. Oft sind auch andere Elektrolyte (vor allem Kalium) verändert. Diese Erkrankungen können sich schon in frühester Kindheit oder aber erst im Erwachsenenalter auswirken.
    Erbkrankheiten mit Magnesiumverlusten sind schwierig zu erkennen und noch schwieriger zu beweisen, da die notwendigen genetischen Untersuchungen nur wenigen, spezialisierten Labors durchgeführt werden können. Man kann vermuten, dass genetisch bedingte Magnesiummängel weit häufiger sind als derzeit angenommen.
  • Alkoholismus

 

3. Verluste über den Magen-Darm-Trakt
  • Länger andauerndes, schweres Erbrechen oder länger andauernde Durchfälle.
4. Hormonelle Störungen (eher selten)
  • Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
  • Überfunktion der Nebennieren (primärer Hyperaldosterinismus)
  • Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathreoidismus)

 

   

 

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Letzte Änderung 2004-12-06

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