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Thrombotest - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
    
NAME:
Der Wortteil Thromb- stammt aus dem Griechischen und bedeutet dicker Tropfen oder Blutpfropf.
   
KURZINFO:
Was ist der Thrombotest?
Der Thrombotest ist ein Test für die Blutgerinnung (Gerinnungstest). Man überprüft dabei, wie schnell Blutflüssigkeit unter bestimmten Bedingungen gerinnt.

Was ist die Blutgerinnung, was zeigen Gerinnungstests?
Die Blutgerinnung ist ein recht komplizierter Vorgang, der zum Stillen von Blutungen dient. Dabei wirken die Blutgefäße, die Blutplättchen und viele sog. Gerinnungsfaktoren des Blutes mit. Mit Gerinnungstests überprüft man, ob die Blutgerinnung ordentlich funktioniert.

Wozu verwendet man den Thrombotest?
Der Thrombotest nimmt unter den Gerinnungstests eine Sonderstellung ein. Man verwendet ihn praktisch nur um zu überprüfen, ob eine gerinnungshemmende Behandlung richtig dosiert ist, d.h. ob ein Patient die richtige Menge eines gerinnungshemmenden Medikaments einnimmt, ob er also richtig "eingestellt" ist.
Es ist die Wirkung der Cumarin-Medikamente (Marcoumar®, Marcumar®, Coumadin®, Sintrom® u.a.), die man mit dem Thrombotest überprüft. Diese Medikamente werden zur Vorbeugung oder zur Behandlung von Thrombosen (=Gefäßverstopfungen durch Blutgerinnsel) verwendet. Dazu gehört die Vorbeugung z.B. vor Beinvenenverstopfungen bei Operationen aber auch die Vorbeugung vor einem neuerlichen Herzinfarkt.
Leider wirken diese Medikamente bei jedem etwas anders, sodass man ihre Wirkung in regelmäßigen Abständen überprüfen muss. Man muss also messen, wie stark die Blutgerinnung gehemmt ist. Und das macht man mit dem Thrombotest.
Merkt man dann, dass die Gerinnung zu stark gehemmt ist, muss der Patient weniger Tabletten nehmen, weil sonst die Blutungsgefahr groß ist. Ist die Gerinnung aber zu wenig gehemmt, besteht die Gefahr von Thrombosen und der Patient sollte mehr einnehmen.

Zum Schema des extrinsischen Gerinnungssystems Von der Verletzung bis zur Blutgerinnung.
So läuft eine Gerinnung im sog. extrinsischen System ab.
Zur Graphik zum Prinzip des Thrombotests Das Prinzip des Thrombotests.
Die Gerinnung im Reagenzglas.

Wie wird das Ergebnis des Thrombotests angegeben?
Gemessen wird eigentlich eine Zeit, nämlich die Zeit, die es braucht, bis die Probe nach Zusatz eines bestimmten Reagenzes geronnen ist. Aber diese Zeit wird praktisch nie im Laborbefund angegeben. Vielmehr vergleicht man die gemessene Zeit mit der Zeit, die bei Gesunden durchschnittlich vergehen, und ermittelt so einen Prozentwert. Dabei heißt 60% z.B., dass die Probe langsamer geronnen ist als durchschnittlich bei Gesunden. Alles über 100% bedeutet also eine Gerinnung, die schneller als bei Gesunden ist, alles unter 100% bedeutet eine langsamere Gerinnung.  Aber auch Gesunde schwanken, und zwar zwischen 70% und 120%. Das Ergebnis des Thrombotests wird also meist in % angegeben.
Heute sollte das Ergebnis aber zusätzlich auch in der sog. INR Einheit angegeben werden.

Was ist die INR (International Normalized Ratio)?
Es hat sich gezeigt, dass die Ergebnisse des Thrombotests und ähnlicher Tests je nach verwendeten Reagenzien ziemlich stark voneinander abwichen. Das führte zum Problem, dass die Werte von Labor zu Labor stark schwankten. Damit wird eine sichere Einstellung eines Patienten schwierig. Daher versucht man, mit Hilfe von Referenzreagenzien, mit denen alle Firmen ihre Reagenzien vergleichen müssen, eine internationale Vergleichbarkeit zu erreichen. Das Ergebnis wird dann in INR angegeben.
Dabei muss man beachten, dass die Bedeutung der INR umgekehrt zu den %-Werten ist: hohe INR bedeutet langsame Gerinnung (also eine stark gehemmte Gerinnung), niedrige INR schnelle Gerinnung (also eine nur wenig gehemmte Gerinnung).

CA-1500 Auch der Thrombotest wird heute nicht mehr "händisch" durchgeführt. Nebenstehend die Abbildung eines Gerinnungs-Laborgerätes, das neben dem Thrombotest noch viele andere Gerinnungsuntersuchungen durchführen kann.
   
REFERENZ-
BEREICH:
Misst man Gesunde, die nicht unter einer gerinnungshemmenden Therapie stehen, kann man Werte zwischen 70 und 120% erwarten. Man sollte den Thrombotest aber dann eigentlich gar nicht anwenden.
   
THERAPEU-
TISCHER-
BEREICH:
Der therapeutische Bereich ist der Bereich, in dem das Ergebnis des Thrombotests liegen sollte, um Blutgefäßverstopfungen sicher zu verhindern und gleichzeitig das Blutungsrisiko gering zu halten. In verschiedenen Situationen ist auch der therapeutische Bereich unterschiedlich. So muss man bei einem Patienten mit künstlichen Herzklappen die Gerinnung stärker hemmen, als wenn man nur bei einer normalen Operation vor Verstopfungen vorbeugen will (siehe auch Tabelle unten).

Wie oben erklärt, dient der Thrombotest der Überwachung der gerinnungshemmenden Therapie mit Cumarin-Medikamenten (Marcoumar®, Marcumar®, Coumadin®, Sintrom® u.a.), für die Überwachung anderer gerinnungshemmender Therapien (z.B. Heparin) ist er nicht geeignet.

Das INR Ergebnis des Thrombotests für eine gerinnungshemmende Behandlung sollte je nach Anwendung zwischen 4.8 und 2.1 liegen. Das entspricht bei einem typischen Test Prozentwerten zwischen 5 und 15%.

Empfehlungen für bestimmte Anwendungen in der nachstehenden Tabelle: (nach Glusa, Pindur u. Wenzel, Pharmakologie&Toxikologie, Urban&Fischer Verlag)
 

Grund zur Gabe der gerinnungshemmenden Medikamente Therapeutischer Bereich Einheit
Vorbeugung von Thrombosen nach Operationen 1.5 - 2.5* INR
Vorbeugung von Thrombosen nach bestimmten Operationen (Z.B. Hüftoperationen) 2.0 - 3.0* INR
Behandlung und Vorbeugung nach Beinvenenthrombosen oder Lungengefäßverstopfung (Lungenembolie) 2.0 - 3.0* INR
Vorbeugung eines neuerlichen Herzinfarkts 1.5 - 2.5* INR
Vorhofflimmern, Herzklappenfehler, Herzklappenbioprothesen 2.0 - 3.0* INR
künstliche mechanische Herzklappen 3.0 - 4.5* INR
Dilatative Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung mit Vergrößerung des Herzens) 1.5 - 2.5* INR
*Die Werte sind nur Richtwerte, die gegebenenfalls der individuellen Situation des Patienten angepasst werden müssen.
   
INR-Wert zu hoch:
Das heißt, die Gerinnungshemmung ist zu stark. Es besteht eventuell Blutungsgefahr.
  • Die häufigste Ursache hierfür ist die Einnahme zusätzlicher Medikamente. Viele Medikamente könnten die Wirkung der gerinnungshemmenden Cumarine auf die eine oder andere Weise verstärken. Darunter so gebräuchliche Medikamente wie Schmerzstiller, Gichtmedikamente, Antibiotika, Lipidsenker, Epilepsiemittel u.a. Der Beipackzettel gibt darüber Auskunft.
  • Verschiedene Erkrankungen vermindern den Bedarf an gerinnungshemmenden Medikamenten und führen bei gleichbleibender Dosierung zu einer zu hohen INR.
    Beispiele: Lebererkrankungen, Nierenversagen, Schilddrüsenüberfunktion, Herzschwäche.
  • Vitamin K-Mangel (kann durch Darmerkrankungen oder mangelnde Zufuhr in der Nahrung verursacht sein)
  • Alkoholmissbrauch
Anmerkung: Bestimmte Krankheiten führen auch ohne gerinnungshemmende Therapie zu einer Erhöhung der INR. Der Thrombotest sollte aber nur zum Monitoring der gerinnungshemmenden Therapie und nicht zur Diagnose oder Beobachtung von Gerinnungsstörungen eingesetzt werden. Diese Erkrankungen sind daher hier nicht angeführt, Sie finden sie aber im Abschnitt Thromboplastinzeit.
   
INR-Wert zu niedrig:
Das heißt, die Gerinnungshemmung ist zu gering. Es besteht eventuell Thrombosegefahr (Verstopfung der Blutgefäße).
  • Die häufigste Ursache hierfür ist die Einnahme zusätzlicher Medikamente. Viele Medikamente könnten die Wirkung der gerinnungshemmenden Cumarine auf die eine oder andere Weise vermindern. Darunter so gebräuchliche Medikamente wie Epilepsiemedikamente, die "Pille",   Magensäure-Neutralisierer, Mittel gegen Depression, Kortison-Präparate u.a. Der Beipackzettel gibt darüber Auskunft.
  • Einnahme Vitamin K-reicher Nahrungsmittel (Praktisch haben aber nur grüner Kohl und Spinat soviel Vitamin K, dass dies eine Rolle spielt)
   

 

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Letzte Änderung 2003-09-09

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