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Vitamin B12 (Cobalamin) - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
    
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Anfangs teilte man die Vitamine in fettlösliche (Gruppe A) und wasserlösliche (Gruppe B). Bald kamen aber sehr viele andere Bezeichnungen dazu (C, D, E, H, K,..). Heute wird empfohlen, die chemischen Bezeichnungen anstelle der Buchstaben zu verwenden, was sich aber bei Vitamin B12  (= Cobalamin) nicht durchgesetzt hat.
   
KURZINFO:
Vitamin B12 kommt in Fleisch, Innereien (besonders Leber), Eiern und auch in Milchprodukten vor. Ein Vitaminmangel wegen mangelnder Zufuhr ist daher nur bei extrem einseitiger Ernährung möglich. In den meisten Fällen tritt ein Mangel wegen Problemen im Magen-Darm-Trakt auf.

Aufnahme von Vitamin B12
Mit Hilfe der Magensäure wird Vitamin B12 vom Nahrungseiweiß gelöst. Der Magen selbst bildet den sogenannten Intrinsinc-Faktor. Dieser ist sehr wichtig, denn an diesen muss das Vitamin B12 gebunden werden, damit es später, sobald es den unteren Teil des Dünndarms erreicht hat, wirklich vom Körper aufgenommen werden kann.
Der Intrinsinc-Faktor bekam seinen Namen, weil er für die Vitamin B12 Aufnahme der Faktor ist, der von "innen" kommt, also vom Körper selbst. Das Vitamin B12 selbst kommt von außen und wurde daher auch als Extrinsinc-Faktor bezeichnet.

Damit wir ausreichend Vitamin B12 aufnehmen muss:

  • genügend in der Nahrung sein (meist kein Problem),
  • der Magen ausreichend Magensäure produzieren (kann zum Problem werden),
  • der Magen ausreichend Intrinsinc Faktor bilden (häufige Problemzone),
  • das Vitamin B12 im Darm nicht von irgendjemandem aufgebraucht werden (kommt vor: Bakterien, selten Fischbandwurm),
  • der Dünndarm so weit in Ordnung sein, dass er Vitamin B12 aufnehmen kann (Mangel bei Dünndarmerkrankungen kommt vor).

Erwähnenswert ist noch, dass unsere Vitamin B12 Reserven Jahre ausreichen können und daher ein Problem, dass z.B. nach einer Operation auftritt, manchmal erst nach Jahren zu einem Mangel führt.

 

Symptome des Vitamin B12 Mangels

  • Blutbildveränderungen
    Megaloblastäre Anämie (Blutarmut mit extrem großen roten Blutkörperchen)
    In schwereren Fällen auch zu wenige weiße Blutkörperchen und zu wenige Plättchen.
  • Neurologische Symptome
    Missempfindungen, gehen wie auf Watte, Gangunsicherheit, Fallneigung im Dunkeln, Störungen der Tiefensensibilität (Erkennung der Lage und Stellung z.B. der Beine ist gestört); auch psychische Störungen möglich.
    Die neurologischen Symptome können auch bei völligem Fehlen von Blutbildveränderungen auftreten.
  • Störungen des Wachstums von Oberflächenzellen
    Zungenbrennen, Mundwinkeleinrisse. Auch abnormes Braunwerden der Haut wurde beobachtet, warum, weiß man nicht genau.

Die Mangelerkrankung wird auch oft als Perniziöse Anämie ("Untergang-bringende Blutarmut") bezeichnet, ein Ausdruck der 1872 geprägt wurde, als die Erkrankung tatsächlich oft tödlich endete. Die Bedeutung des Vitamins B12 wurde erst viel später erkannt. Eine andere Bezeichnung ist Morbus Biermer.
Im engeren Sinn sollte der Begriff perniziöse Anämie nur für die Formen verwendet werden, bei denen die Intrinsinc-Faktor-Bildung gestört ist.
 
Zusatzuntersuchungen
Folgeuntersuchungen zur Abklärung eines Vitamin B12 Mangels und zur Klärung der Ursache sind:

  • Homocystein und Methylmalonsäure um abzuklären, ob tatsächlich ein Mangel vorliegt (siehe Abschnitt Referenzbereich),
  • die Bestimmung  von Antikörpern im Blut (gegen Magenschleimhautzellen und Intrinsinc-Faktor),
  • der sog. Schilling-Test und ev.
  • die Bestimmung von Gastrin.

 

   
REFERENZ-
BEREICH:
Bereich Einheit
200 - 1000 ng/l

Problem: nicht jeder unter 200 ng/l hat einen Vitamin B12 Mangel und nicht jeder über 200 ng/l hat wirklich genug Vitamin B12. Deshalb wird von manchen eine zusätzliche Bestimmung von Methylmalonsäure und Homozystein empfohlen, wenn die Vitamin B12 Werte zwischen 80 und 300 ng/l liegen. Bei einem echten Vitamin B12-Mangel sind die Methylmalonsäure und das Homozystein erhöht.

Detaillierte, altersabhängige Referenzbereiche in Blut und anderen Körperflüssigkeiten

   
ERHÖHUNG:
Krankheiten, bei denen eine Vermehrung der weißen Blutkörperchen besteht, können erhöhte Vitamin B12 Spiegel aufweisen.
Lebererkrankungen
Autoimmun-Lymphoproliferatives-Syndrom (ALPS)
   
VERMINDERUNG:
Verminderte Einnahme (selten)
Extreme Vegetarier können nach 10-20 Jahren einen Mangel entwickeln, Vegetarier in der Schwangerschaft
Probleme der Intrinsinc-Faktor Produktion des Magens (häufig)
Antikörper gegen Magenschleimhautzellen, die den Intrinsinc-Faktor und die Magensäure bilden, oder gegen den Intrinsinc-Faktor selbst können vorkommen. Diese Antikörper kann man heute im Blut nachweisen.
Probleme der Säureproduktion des Magens älterer Menschen ("Achlorhydrie") (relativ häufig)
Bei älteren Menschen kommt es recht häufig zur sog. chronisch atrophen Gastritis, bei der sich die Schleimhaut zurückbildet und die Verdauungsfunktion des Magens beeinträchtigt ist. Vitamin B12 aus der Nahrung kann dann nur in vermindertem Ausmaß aufgenommen werden. Vitaminpräparate können aber noch aufgenommen werden.
Auch AIDS-Patienten können eine Achlorhydrie und damit einen Vitamin B12 Mangel entwickeln.
Magenerkrankungen
Jede Erkrankung oder Operation, die zu einem Verlust großer Anteile des Magens führt, kann nach Aufbrauchen der Vitamin B12 Reserven  einen Vitamin B12 Mangel verursachen.
Dünndarmerkrankungen
Morbus Crohn, Sprue (Zöliakie), chirurgische Teilentfernung, bakteriell überwucherte Darmabschnitte (Bakterien verbrauchen Vitamin B12; Blind-Loop-Syndrom, Divertikulose)
Chronische Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse können zu Verdauungsstörungen führen
Medikamente
Medikamente, die die Magensäureproduktion hemmen, besonders H2-Blocker (Cimetidin; Ranitidin: Cimetag, Ulcometin, Ulcostad; Ulsal, Zantac) und Protonenpumpenhemmer (Omeprazol; Lansoprazol: Losec, Antra; Agopton) können nach jahrelanger Anwendung einen Vitamin B12 Mangel verursachen. Kontrollen des Vitamin B12 Spiegels sind daher sinnvoll.
Hämodialyse ("Blutwäsche")
Folatmangel
Ein Mangel des Vitamins Folsäure kann zu niedrigen Vitamin B12 Spiegeln führen.
Sehr seltene Ursachen
Fischbandwurmerkrankung (verbraucht Vitamin B12); angeborenes Fehlen der B12-Aufnahmestellen im Dünndarm (Imerslund-Syndrom), Zollinger Ellison-Syndrom (Gastrin-bildende Tumoren führen zu einer massiven Säuresekretion des Magens), nicht funktionierender Intrinsinc-Faktor, Mangel an Vitamin B12 Transportprotein (Transcobolamin II)
Kombination mit Schilddrüsenerkrankungen
Antikörper gegen die Schilddrüse und Schilddrüsenunterfunktion sind überzufällig häufig mit Antikörpern gegen Magenschleimhautzellen verknüpft. Daher findet man statistisch auch bei Schilddrüsenunterfunktion häufiger einen Vitamin B12 Mangel.
   

 

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Letzte Änderung 2018-02-03

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