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Alkalische Phosphatase (AP) - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
Info - Referenzbereich - Erhöhung - Verminderung - Link zur Alkalischen Leukozytenphosphatase
 
IN VIER SÄTZEN:
Die Konzentration der Alkalischen Phosphatase im Blut wird meist bei Verdacht auf Leber-, Gallenwegs- oder Knochenkrankheiten bestimmt. Bei Verschlüssen der Gallenwege findet man die höchsten Werte, bei Erkrankungen der Leber findet man weniger starke Erhöhungen. Auch Erkrankungen der Knochen können Ursache einer Erhöhung sein. Bei Kindern und in der Schwangerschaft findet man auch normalerweise höhere AP-Spiegel.
   
NAME:
Eine Gruppe von Enzymen (Biokatalysatoren), die Phosphatester spalten und am besten bei einem pH>7.0, also im alkalischen Milieu wirken.
   
INFO:
Wozu brauchen wir die Alkalischen Phosphatasen?
In den Zellen des Körpers werden die alkalischen Phosphatasen zur Durchführung verschiedener biochemischer Reaktionen benötigt.

Warum bestimmt man die Aktivität der Alkalischen Phosphatasen in der Blutflüssigkeit?
Bei bestimmten Erkrankungen gelangen vermehrt Alkalische Phosphatasen ins Blut. Man misst daher deren Aktivität in der Blutflüssigkeit (Serum), um diese Erkrankungen zu erkennen oder zu beobachten.

Woher kommen die alkalischen Phosphatasen im Blut?
Vorwiegend aus der Leber (zu ca. 50%) und dem Knochen (zu ca. 50%). Bei einem Viertel der Menschen stammen ca. 10% aus dem Dünndarm. Bei Schwangeren kommt ein Teil der Alkalischen Phosphatase aus dem Mutterkuchen (Plazenta).

Wieso spricht man oft von "der" Alkalischen Phosphatase (AP)?
Man spricht vereinfachend von "der" Alkalischen Phosphatase, wenn man die Gesamtaktivität aller im Blut befindlichen Alkalischen Phosphatasen meint. Genauer müsste man dies also "Gesamt-AP" nennen.

Wann bestimmt man die AP?
Vor allem bei Verdacht auf Lebererkrankungen oder Erkrankungen des ableitenden Gallengangsystems und bei Verdacht auf Knochenerkrankungen.
Und zur Beobachtung des Verlaufs dieser Erkrankungen.

Was sind AP-Isoenzyme?
Unter AP-Isoenzymen versteht man im Gegensatz zur Gesamt-AP die einzelnen Alkalischen Phosphatasen, also die Leber-AP, die Knochen-AP, die Dünndarm-AP und die Plazenta-AP. Je nach Methode lassen sich noch einige andere Untergruppen unterscheiden.

Wann bestimmt man AP-Isoenzyme?
Meist reicht die Bestimmung der Gesamt-AP aus, für spezielle Fragestellungen oder Situationen muss man einzelne AP-Isoenzyme bestimmen. Das kann eine unklare Gesamt-AP Erhöhung sein, bei der man wissen möchte, ob sie von der Leber oder vom Knochen verursacht wurde. Oder man möchte die Knochen-AP bei bekannter Lebererkrankung abschätzen. Auch wenn man den Verlauf der AP bei einer Erkrankung kontrollieren möchte, gelingt dies exakter durch Bestimmung des interessierenden AP-Isoenzyms.

   
REFERENZ-
BEREICH:
Gesamt AP Bereich* Einheit
Männer und Frauen über 17.LJ 30 - 120 U/l
Knochen AP unter 61 U/l

*Werte sind stark methodenabhängig. Dem Befund beigefügte
Referenzwertangaben beachten. Angaben für sog. IFCC-Methode,

durchgeführt bei 37°C.

   
 
Hinweis: aus isolierten, leichten Erhöhungen oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den allermeisten Fällen keine Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Liegen also nur leichte Veränderungen vor, muss keineswegs irgendeine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder Veränderungen vorliegen!
1. Erhöhungen als Ausdruck normaler Lebensvorgänge
  • bei Kindern in der Wachstumsphase (AP aus dem Knochen), besonders bei Wachstumsschüben,
  • bei Schwangeren ab der 14.Schwangerschaftswoche (AP aus dem Mutterkuchen),
  • bei manchen Personen nach der Nahrungsaufnahme (AP aus dem Dünndarm).

 

2. Lebererkrankungen, Gallenwegserkrankungen (häufigste Ursache)
  • Gallengangsverschlüsse außerhalb der Leber
    Hier findet man sehr hohe Anstiege (bis zu 12-fach). Bei plötzlichem Verschluss Anstieg nach etwa 24h. Nach Beseitigung des Hindernisses Normalisierung innerhalb von etwa 10 Tagen.
    Ursachen:
    • Gallensteine in den Gallengängen
    • Tumor der Bauchspeicheldrüse
    • Papillenstenose (Verengung der Mündungsstelle des Gallenganges in den Zwölffingerdarm)
    • Gallenblasentumor, Gallengangstumor
    • Entzündungen der Gallengänge (inkl. Primär sklerosierende Cholangitis)
    • vergrößerte Lymphknoten
    • chronische (lang anhaltende) Entzündungen der Bauchspeicheldrüse
    • AIDS-Cholangiopathie: Infektionen der Gallengänge
       

    Schema des Gallengangsystems

    Galle wird in der Leber produziert und über den Gallengang in den Zwölffingerdarm abgegeben. Kommt es aus irgendeinem Grund zum Rückstau, steigt die AP im Blut an.

     

  • Störungen der Ausscheidung der Galle innerhalb der Leber
    Zeigen meist einen niedrigeren Anstieg der AP (etwa 3 bis 5-fach) als die Verschlüsse außerhalb der Leber.
    Ursachen:
    • Leberentzündung (Hepatitis) mit Gallenausscheidungsstörung
      Bei unkomplizierter Hepatitis ist die AP oft nur gering, manchmal sogar gar nicht erhöht. Der Anstieg der AP auf das 3 bis 5-fache weist auf die Gallen-Ausscheidungsstörung, die Cholestase, hin.
    • Alkoholische Hepatitis (=entzündliche Leberveränderungen wegen Alkoholwirkung).
    • Medikamenten-verursachte Cholestase
      Sehr viele Medikamente können eine Cholestase (Gallen-Ausscheidungsstörung) bewirken, darunter auch die "Pille".
    • Primär Biliäre Zirrhose
      Entzündung der kleinen Gallenwege; vorwiegend bei Frauen mittleren Alters; wahrscheinlich autoimmunbedingt - unsere Immun-Abwehr schädigt unser eigenes Gewebe; Diagnose durch Nachweis spezieller Antikörper (AMA) im Blut.
    • Primär Sklerosierende Cholangitis
      Entzündung etwas größerer Gallenwege; vorwiegend jüngere Männer; Ursache unbekannt; Diagnose Endoskopisch-Radiologisch (ERCP; Schlauch über den Mund bis in den Zwölffingerdarm, Flüssigkeit wird in die Gallengänge gespritzt; Durchleuchtung: Verengungen und davor Ausweitungen werden deutlich).
    • Schwangerschaft
      Meist im letzten Drittel der Schwangerschaft, Normalisierung etwa 2 Wochen nach der Entbindung.
    • Seltene Ursachen:
      "Syndrom der verschwindenden Gallengänge" (Vanishing bile duct syndrome; das umfasst verschiedene Erkrankungen, bei denen man in der Leber - im Mikroskop - eine Verminderung der Gallengänge sieht (nach Medikamenteneinnahme, bei Sarkoidose der Leber, Leberabstoßung nach Transplantation), angeborenes Fehlen der Gallengänge (Gallengangatresie), Mukoviszidose (=Cystische Fibrose; Verstopfung wegen dickflüssiger Galle), erbliche Cholestase, künstliche Ernährung, nach Operationen, bei manchen malignen Tumoren, Sepsis (Blutvergiftung).
  • Leberentzündungen
    Wenn diese Erkrankungen nicht durch eine Störung der  Gallenausscheidung kompliziert werden, wird die AP nur gering erhöht sein (etwa 2-fach), während die GOT (=AST) und GPT (=ALT) stark erhöht sein können.
    Ursachen:
    • Akute (plötzliche) und chronische (lang andauernde) Hepatitis durch Viren (Hepatitis A, B, C und andere Viren)
  • Verschiedene andere Lebererkrankungen
    Auch bei diesen findet man meist nur leichte Erhöhungen der AP
    • Leberabszesse
    • Bösartige Erkrankungen, die die Leber betreffen: Lebertumoren, Lymphome (Lymphdrüsenkrebs), Lebermetastasen (Tochtergeschwülste)
    • Mitbeteiligung der Leber bei autoimmunen Bindegewebserkrankungen (z.B. systemischer Lupus Erythematodes - SLE)
    • Amyloidose der Leber (Ablagerung abnormer Eiweiße verschiedener Ursache)

 

3. Knochenerkrankungen
Ganz gegen den oberflächlichen Eindruck sind Knochen sehr aktive Teile des Körpers in denen laufend Knochensubstanz an- und abgebaut wird. Die Knochen-AP im Blut spiegelt vor allem die Knochenneubildung wider. Krankheiten, bei denen diese vermehrt ist, können zu einer Erhöhung der Knochen-AP und bei stärkerem Ausmaß auch zu einer Erhöhung der Gesamt-AP führen. Krankheiten, bei denen der Abbau im Vordergrund steht führen seltener, und wenn, nur zu geringeren Erhöhungen.
  • nach Knochenbrüchen
    Anstieg nach einigen Tagen möglich
  • Osteomalazie (=erhöhte Weichheit der Knochen wegen mangelnden Einbaus von Mineralstoffen; leichte Erhöhungen.), Rachitis (bis 4-fache Erhöhungen).
    Ursachen:
    • Vitamin D Mangel (Mangelnde Aufnahme, zu wenig Sonnenlicht, Verdauungsstörungen, Leber oder Nierenschäden, Medikamente; sehr seltene Erbkrankheiten)
    • Spezielle Schädigungen der Niere mit Verlust von Phosphat oder Übersäuerung (Azidose) des Körpers
    • Lang andauerndes (chronisches) Nierenversagen
    • Phosphatmangel
  • Morbus Paget (=Ostitis deformans; AP kann stark erhöht sein, bis 25-fach)
    Knochenkrankheit unbekannter Ursache, meist Personen über 50; Verdickung, Verformung und Schmerzen der Knochen; Schädel kann beteiligt sein ("Hut passt nicht mehr"). Übermäßiger Knochenabbau und Knochenneubildung.
     
  • Akromegalie
    Übermäßige Produktion von Wachstumshormon; meist durch einen gutartigen Tumor der Hirnanhangsdrüse.
    Auch bei Behandlungen von Kindern mit Wachstumshormonen (wegen Kleinwuchses) steigt die AP bei erfolgreicher Behandlung.
     
  • Primärer Hyperparathyreoidismus (manchmal erhöhte Werte)
    Übermäßige Produktion von Parathormon; meist durch einen gutartigen Tumor der Nebenschilddrüsen.
  • Osteoporose (Knochenschwund; manchmal leicht erhöhte, oft normale Werte)
     
  • Knochentumoren und Tochtergeschwülste (Metastasen) im Knochen. Erhöhung kann ausgeprägt sein.
    Besonders bei Metastasen des Prostatakarzinom und Mammakarzinoms kommt es zu Erhöhungen. Beim Multiplen Myelom (Blutkrebs der Plasmazellen; vorwiegend in den Knochen) kommt es meist zu keiner Erhöhung.
     
  • In den ersten 4 Monaten nach Nierentransplantation

 

4. AP-produzierende Tumoren
Manche Tumoren produzieren Alkalische Phosphatase.

 

5. Andere Erkrankungen, bei denen eine erhöhte AP beobachtet wurde
  • Rheumatische Erkrankungen
    Bei Rheumatoider Arthritis ("Rheuma") und Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans; tiefsitzende Rückenschmerzen). Besonders in aktiven Krankheitsphasen.
     
  • Morbus Crohn (=Ileitis terminalis)
    Chronisch entzündliche Darmerkankung; Bauchschmerzen, blutige Durchfälle, Gewichtsverlust, Abszesse.
  • Zuckerkrankheit Typ II ("Altersdiabetes")
     
  • Schilddrüsenüberfunktion
     
  • Vorübergehende Erhöhung unbekannter Ursache (Transiente Hyperphosphatasämie)
    Bei Kindern, manchmal auch bei Erwachsenen. Erhöhungen können sehr stark ausgeprägt sein, dauern etwa 3 Monate, manchmal länger. Knochen-AP und Leber-AP sind erhöht. Krankheit liegt keine vor! Es scheint eine erbliche Veranlagung vorzuliegen, solche AP-Erhöhungen zu zeigen.
   
Diagnostische Bedeutung besitzt eine niedrige Aktivität der AP für die
  • Familiäre Hypophosphatasämie (= Hypophosphatasie,   Rathbun-Syndrom)
    Seltene erbliche Stoffwechselstörung mit Verminderung der AP (Knochen und Leber-Form). Symptome können von Fall zu Fall sehr verschieden sein. Von schwersten Knochenschäden mit Tod schon im Mutterleib bis zu erst im Erwachsenenalter auftretenden leichteren Knochenveränderungen (Erweichungen, Deformierungen, Knochenbrüche).

Beobachtet wurden verminderte Aktivitäten ferner bei folgenden Erkrankungen:

  • nach Bypass-Operationen
  • Eiweißmangelernährung
  • Magnesiummangel
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose),
  • Schwere Blutarmut
  • Morbus Wilson
    Erbkrankheit mit Mangel an Kupfertransportprotein (Caeruloplasmin). Kupferablagerungen schädigen u.a. das Nervensystem und die Leber.
  • Zinkmangel
  • Vitamin C Mangel (Skorbut)
   

 

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Letzte Änderung 2005-04-12

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