| Harnfarbe
    - Übersicht Univ.Prof.Dr.med.
    Wolfgang Hübl
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        | Die Trinkmenge und die Ernährung entscheiden die
        Farbe des normalen Harns (große Trinkmenge - heller wasserähnlicher Harn, geringe
        Trinkmenge - dunkler, gelb-brauner Harn). Auch normale Harne werden beim Stehen etwas
        dunkler. Verfärbungen sind meist durch spezielle Nahrungsmittel (z.B. rote Rüben) oder
        Medikamente verursacht. Lässt sich eine Verfärbung nicht auf eine der genannten Ursachen
        zurückführen, müssen weitere Untersuchungen zur Abklärung durchgeführt werden.
 
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        | Allgemeine Info 
 Der HarnstatusDie Beurteilung der Farbe und der Trübung des Harns ist ein fester Bestandteil des sog.
        Harnstatus.
 Der Harnstatus ist kein exakt definierter Begriff. Man versteht darunter die Erhebung
        einer Reihe von Routinebefunden des Harns.
 Heute besteht ein Harnstatus meist aus folgenden Untersuchungen
 
          Beurteilung von Aussehen (und eventuell Geruch) TeststreifenuntersuchungUntersuchung des Harns im MikroskopBei Verdacht auf Harnwegsinfekt kann auch eine spezielle Untersuchung
            auf Bakterien durchgeführt werden, eine sog. Bakterienkultur (im Labor-Jargon "ein
            Uricult").   Wann wird ein Harnstatus durchgeführt? 
          Als Routineuntersuchung bei Reihenuntersuchungen
            (Gesundenuntersuchung)Bei der Aufnahme ins SpitalBei Verdacht auf Nierenerkrankungen oder Erkrankungen der ableitenden
            Harnwege (Harnleiter, Harnblase, Harnröhre)Bei Entzündungszeichen/Fieber unbekannter UrsacheAuch bei vielen anderen Erkrankungen kann eine gezielte Untersuchung
            des Harns sinnvoll sein. |  |  | 
  
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        | Woher kommt die Farbe des Harns? Die Farbe des normalen Harns ist durch eine Reihe von Farbstoffen bedingt, die bis heute
        noch gar nicht vollständig erforscht sind. Man fasst sie manchmal unter dem Begriff
        "Urochrome" zusammen, ohne genau definieren zu können, aus welchen Stoffen
        diese Urochrome bestehen.
 Einen Teil der Urochrome machen Zwischenprodukte des Auf- und Abbaus des roten
        Blutfarbstoffs, des Hämoglobins, aus (Porphyrine, Urobilin). Aber auch viele andere Stoffwechselprodukte
        sowie aufgenommene Nahrungsmittel (und gegebenenfalls Medikamente)
        beeinflussen die Harnfarbe.
   Farbschwankungen auch beim GesundenAuch beim Gesunden kann die Harnfarbe beträchtlich variieren. Abgesehen von der Aufnahme
        bestimmter Nahrungsmittel wird das vor allem durch die unterschiedliche
        Flüssigkeitsaufnahme oder einen außergewöhnlichen Flüssigkeitsverlust verursacht:
 
          Nehmen wir viel Flüssigkeit zu uns, dann wird der Harn relativ dünn
            sein und seine Farbe wird fast wasserhell oder blassgelb sein.Nehmen wir wenig Flüssigkeit zu uns oder verlieren wir viel
            Flüssigkeit (Durchfälle, Schwitzen z.B. bei sportlicher Betätigung), dann muss der
            Körper Wasser sparen und wird nur sehr wenig Harn ausscheiden. Der Harn ist dann sehr
            konzentriert. 
          
            | Farbtabelle Harn |  
            |  | Zur Abschätzung eines Mangels an Körperwasser (bei
            Sportlern) wurde eine Farbtabelle erstellt. Entspricht die Harnfarbe einem der drei oberen Felder, dann hat man in jedem Fall
            ausreichend Wasser zugeführt.
 Entspricht die Farbe des Harns aber einem der beiden untersten Felder, ist man
            ausgetrocknet und sollte unbedingt Flüssigkeit zuführen.
 (nach L.E. Armstrong, International Journal of Sport Nutrition, 1998)
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        | GELB / GELB-BRAUN / GELB-ORANGE:
 (häufig)
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        | Flüssigkeitsmangel (häufig) Flüssigkeitsmangel kann eine dunklere, dunkelgelbe bis gelbbräunliche Harnfarbe
        verursachen (siehe Farbtabelle im Abschnitt Normale Harnfarbe).
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        | Bilirubin (Abbauprodukt des
        roten Blutfarbstoffes; häufig) Kommt es bei Erkrankungen der Leber oder Abflussstörungen im Gallensystem zu einer
        Vermehrung des sog. konjugierten (=direkten) Bilirubins im Blut, kann Bilirubin vermehrt
        im Harn ausgeschieden werden (Ursachen siehe Kapitel Bilirubin).
 Die Farbe wird auch als "Bierfarbe" beschrieben.
 
 
          
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 | Bilirubin-verursachte Harnverfärbung Patient mit Erkrankung der Leber. Bilirubin war erhöht (rechtes Bild).
 Zum Vergleich links ein normaler Harn.
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        | Urobilin (entsteht
        aus dem farblosen Urobilinogen) Urobilinogen wird beim Stehen des Harns zum Farbigen Urobilin umgewandelt. Dieses ist
        bräunlich, wodurch der Harn ganz leicht nachdunkelt.
 Lebererkrankungen oder vermehrter Abbau roter Blutkörperchen (Hämolyse) können zu
        vermehrter Ausscheidung von Urobilinogen in den Harn führen. Bei Gelbsucht wegen
        Behinderung des Galleabflusses ist Urobilinogen aber nicht vermehrt.
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        | Nahrungsmittel (häufig!) Gelb: z.B. Karotten, Flavine z.B. Riboflavin (Vitamin B2).
 Auch bei eigentlich rot-färbenden Nahrungsstoffen (Röte Rüben = Randen = Rote
        Bete, Rhabarber) wird in alkalischem Urin (pH > 7, kommt vor bei vorwiegend
        vegetarischer Kost) eine Gelbfärbung beobachtet.
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        | Medikamente
        (häufig!) Viele Medikamente können eine Verfärbung des Harns verursachen. Das mag im Beipacktext
        beschrieben sein, ein entsprechender Hinweis kann aber auch fehlen.
 Vitaminpräparate (B-Vitamine) können zu einer Verfärbung (intensive Gelbfärbung)
        führen. Eine gelb-orange Verfärbung wird von Senna (Abführmittel) verursacht.
 
 
          
            | Gelbe, gelb-braune oder orangene
            Harnverfärbung durch Medikamente Acetanilid (Antifebrin): nicht mehr verwendetes Fieber- und
            SchmerzmittelAnisindion: orange im alkalischen Urin (wenig gebräuchlicher Gerinnungshemmer)
 Anthrachinonderivate: im sauren Harn gelb-orange (größtenteils Abführmittel;
            Aloin, Aloe, Cascara, Emodin, Senna)
 Chinin (Malariamittel)
 Chloroquin (Rheuma u. Malariamedikament; z.B. Resochin®)
 Chlorzoxazon: gelb-orange (muskelentspannendes Mittel; z.B. in Parafon®)
 Dihydroergotamin (Blutdrucksteigerung, Migräne; z.B. Dihydergot®)
 Etoxazen (Schmerzmittel für Harnwege)
 Mepacrin (Epilepsiemedikament)
 Methocarbamol: Verfärbung beim Stehen des Harns (muskelentspannendes Medikament)
 Methyldopa: Verfärbung beim Stehen des Harns (Blutdrucksenker; z.B. Aldometil®)
 Metronidazol (Antibiotikum; z.B. Anaerobex®)
 Nitrofurantoin (Antibiotikum gegen Harnwegsinfekte; z.B. Furadantin®)
 Phenazetin: gelb-orange (früher verwendetes Fieber- und Schmerzmittel)
 Phenazopyridin: orange-rot (Schmerzmittel für Harnwege; z.B. Pyridium®)
 Phenolphthalein: gelb im sauren Harn (Abführmittel)
 Primaquin (Malariamittel)
 Salazosulfapyridin = Sulfasalazin (entzündl. Darmerkrankungen, Rheuma)
 Rifampicin: orange (Tuberkulosemedikament; z.B. Rimactan®)
 Rifamycin = Rifampin (Tuberkulosemedikament)
 Warfarin: orange / rot-orange (Gerinnungshemmer, z.B. Coumadin®)
 Quellen: J. Colombo, Klinisch-Chemische Urindiagnostik, 1994. Health Communication
            Network (HCN), Australien.
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        | Vergiftungen (selten) Cresol (Desinfektionsmittel), Nitrobenzol (Lösungsmittel).
  
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        | Porphyrine, Porphobilin
        (sehr selten) Kommt bei den sog. Porphyrien vor. Gelb-braune Verfärbungen sind
        beschrieben. Da aber meist rötliche oder rot-bräunliche Verfärbungen auftreten sind
        diese Erkrankungen dort näher besprochen.
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        | ROT / ROT-BRAUN:
 (häufig)
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        | Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) Anfangs rötlich, nach längerem Stehen rot-braun bis rot-schwarz. Harn trüb,
        nicht transparent.
 Ursachen siehe unter Blut im Harn.
 
 
          
            | Blut und Hämoglobin
            im Harn |  
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            | Blut im Harn (trüb)
 | Hämoglobin* im Harn (durchsichtig)
 | Blut im Harn (trüb)
 | Hämoglobin* im Harn (durchsichtig)
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            | Besonders
            deutlich wird der Unterschied zwischen trübem, blutigem Harn und durchsichtigem,
            Hämoglobin-haltigem Harn, wenn ein Schriftstück unterlegt wird.*Um den Unterschied zum Blut im Harn zu verdeutlichen wurde ein Harn mit
            Hämoglobin versetzt. In der Praxis haben Hämoglobinharne meist keine rein rötliche
            Farbe, da rasch ein Übergang ins Bräunliche erfolgt oder (bei sehr schweren Hämolysen)
            gleichzeitig Bilirubin im Harn ist.
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        | Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) Kommt es zur Zerstörung von roten Blutkörperchen im Körper, wird Hämoglobin frei.
        Dieses kann in den Harn übergehen. Ursachen siehe Abschnitt freies Hämoglobin.
 Harn anfangs rötlich, nach längerem Stehen rot-braun bis rot-schwarz. Harn klar,
        transparent, also nicht trüb (siehe obige Abbildungen).
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        | Myoglobin Myoglobin kommt in den Muskelzellen vor. Bei Muskelschäden verschiedenster Ursache kann
        es zum Auftreten von Myoglobin im Harn kommen (Ursachen siehe Kapitel Myoglobin). Harnfarbe rötlich.
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        | Urate im Harn (häufig) Ist der Harn trüb mit einem leichten Rosa-Ton, können
        Urat-Salze die Ursache sein. Näheres über dieses harmlose Phänomen im Abschnitt Trübung des Harns.
 Kann beim Kleinkind auch zu leicht rötlich verfärbten Windeln führen.
 
 
          
            | Urat-verursachte
            Trübung mit leichtem Rot-Ton |  
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            | Normaler Harn
 | Urat-trüber Harn
 | Normaler Harn
 | Urat-trüber Harn
 | Urat-trüber Harn nach
 Erwärmen
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            | Der Harn zeigte
            sich anfangs trüb, gelbbraun mit leichtem Rot-Ton. Die Trübung wird durch das unterlegte
            Schriftstück sehr deutlich. Sie verschwand nach Erwärmen des Harns, was sehr für Urate
            als Ursache der Trübung spricht. Der Harn selbst war stark konzentriert mit leicht
            erhöhtem Bilirubin. Deswegen entsteht auch nach Beseitigung der Trübung keine normale
            Harnfarbe. |   |  
        | Porphyrine, Porphobilin
        (selten) Kommt bei den sog. Porphyrien vor. Porphyrien sind erbliche oder
        erworbene Störungen der Herstellung des Häms (Bestandteil des roten Blutfarbstoffes
        [Hämoglobin] und wichtiger Stoffe der Zellatmung [Cytochrome]).
 Bei diesen Störungen der Häm-Herstellung kommt es zur Anhäufung von
        Zwischenprodukten. Diese gelangen in den Harn und verfärben diesen. Die Verfärbung
        kann sofort sichtbar sein oder erst nachdem der Harn kurze Zeit gestanden ist.
 Andere mögliche Symptome bei Porphyrien: Lichtempfindlichkeit der Haut,
        Leberschäden. Aber auch Erbrechen, plötzliche Bauchschmerzen, andere Schmerzen oder
        Verwirrtheit kommen vor.
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        | Nahrungsmittel (häufig!) Rötlich: z.B. Rote Rüben (= Rote Bete, = Randen), Rhabarber, Brombeeren.
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        | Medikamente
        (häufig!) Viele Medikamente können eine Verfärbung des Harns verursachen. Das mag im Beipacktext
        beschrieben sein, ein entsprechender Hinweis kann aber auch fehlen.
 
 
          
            | Rötliche/rotbraune
            Harnverfärbung durch Medikamente Adriamycin = Doxorubicin  (Zytostatikum -
            "Krebsmittel")Arbutin aus Folium uvae ursi - Bärentraubenblätter (bei Harnwegsinfektionen)
 Aminophenazon = Aminopyrin (Schmerz- u. Fiebermittel)
 Anisindion: rosa im saurem Urin (wenig gebräuchlicher Gerinnungshemmer)
 Anthrachinonderivate: im alkalischen Harn rot (größtenteils Abführmittel: Aloin,
            Aloe, Cascara, Danthron, Emodin, Senna)
 Cardiografin (Röntgenkontrastmittel)
 Chlorzoxazon (muskelentspannendes Mittel; z.B. in Parafon®)
 Cinchophen (Gichtmedikament)
 Daunorubicin (Zytostatikum  - "Krebsmittel)
 Deferoxamin (gegen Eisenüberladung; z.B. Desferral®)
 Dihydroergotamin (Blutdrucksteigerung, Migräne; z.B. Dihydergot®)
 Etoxazen (Schmerzmittel für Harnwege)
 Ibuprofen (Entzündungs- u. Schmerzhemmer; z.B. Brufen®)
 Levodopa: zuerst rötlich, beim Stehen des Harns dunkel-schwarz
            (Parkinsonmedikament; z.B. Madopar®)
 Methocarbamol: Verfärbung beim Stehen des Harns (muskelentspannendes Medikament)
 Metamizol (Schmerz- u. Fiebermittel; z.B. Novalgin®)
 Methyldopa: Verfärbung beim Stehen des Harns (Blutdrucksenker; z.B. Aldometil®)
 Metronidazol (Antibiotikum; z.B. Anaerobex®)
 Nitrofurantoin (Antibiotikum gegen Harnwegsinfekte; z.B. Furadantin®)
 Phenazopyridin: orange-rot (Schmerzmittel für Harnwege; z.B. Pyridium®)
 Phenindion: orange im alkalischen Harn (früher als Gerinnungshemmer eingesetzt)
 Phenolphthalein: rot im alkalischen Harn (Abführmittel)
 Phenothiazine (Psychopharmaka; z.B. Melleril®)
 Phensuximid (Epilepsiemedikament; z.B. Milontin®)
 Phenytoin (Epilepsiemedikament; z.B. Epanutin®)
 Propyphenazon (Schmerz und Fiebermittel; z.B. Tonopan®)
 Rifamycin = Rifampin (Tuberkulosemedikament)
 Salazosulfapyridin = Sulfasalazin (entzündl. Darmerkrankungen, Rheuma)
 Sulfamethoxazol (Antibiotikum; z.B. Bactrim®)
 Quellen: J. Colombo, Klinisch-Chemische Urindiagnostik, 1994. Health Communication
            Network (HCN), Australien.
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        | Vergiftungen (selten) Cresol, Merbromin (Desinfektionsmittel), Nitrobenzol (Lösungsmittel).
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        | Harnwegsinfekte (selten) Manche Bakterien können zu einer Verfärbung des Harns führen. So kann das
        Bakterium Serratia marcescens eine Rotfärbung verursachen. Diese früher als harmlos
        eingestuften Bakterien können bei geschwächtem Immunsystem schwere Infektionen (u.a.
        Harnwegsinfekte) hervorrufen.
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        | GRÜNLICH: (selten) (kann auch durch blaue Farbstoffe entstehen - als Mischfarbe mit gelb)
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        | Medikamente Viele Medikamente können eine Verfärbung des Harns verursachen. Das mag im Beipacktext
        beschrieben sein, ein entsprechender Hinweis kann aber auch fehlen.
   
          
            | Grünliche Harnverfärbung durch
            Medikamente Arbutin aus Folium uvae ursi - Bärentraubenblätter (bei
            Harnwegsinfektionen)Amitryptilin (Antidepressivum; z.B. Tryptizol®)
 Azuresin (wurde früher bei Magen-Tests eingesetzt)
 Dithiazanine Jodid (früher als Mittel bei Wurmerkrankungen eingesetzt)
 Guajacol (früher bei Lungenkrankheiten eingesetzt)
 Indomethacin (Entzündungshemmer - Rheumamedikament; z.B. Indocid®)
 Kupfer
 Methylenblau (in Kombinationspräparaten zur Linderung der Beschwerden von
            Harnwegsinfekten; z.B. Urised®)
 Phenol-haltige Medikamentenzubereitungen für intravenöse Gabe:
 Cimetidin (Magensäureblocker)
 Promethazin (Allergiemedikament, Beruhigungsmittel)
 Phenylbutazon (Schmerz- u. Entzündungshemmer; z.B. Ambene®)
 Propofol (Narkose-Mittel; z.B. Dipravan®)
 Thymol (Bronchitismittel; z.B. Bronchipret ®,
            Bronchithym®; in Mundspülungen)
 Triamteren (harntreibendes Mittel; z.B. Tardurol®)
 Quellen: J. Colombo, Klinisch-Chemische Urindiagnostik, 1994. Health Communication
            Network (HCN), Australien.
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        | Indicanurie - Syndrom der "blauen Windeln" (Blue Diaper Syndrome)
 Wenn wir Eiweiß zu uns nehmen und verdauen, wird die Aminosäure Tryptophan normalerweise
        im Dünndarm aufgenommen und gelangt kaum in untere Darmabschnitte. In den unteren
        Darmabschnitten entsteht durch die Einwirkung der Darm-Bakterien aus dem Tryptophan Indol.
        Das Indol wird wieder aufgenommen, in der Leber zu Indican umgewandelt und im Harn
        ausgeschieden. Beim Stehen des Harns oder in der Windel wird das farblose Indican zu
        Indigoblau. Im Harn kann dadurch als Mischfarbe eine grünliche Verfärbung entstehen.
 Ursache des klassischen "Blue Diaper Syndrome" ist eine erbliche, angeborene
        Aufnahmestörung von Tryptophan im Darm. Dadurch kommt vermehrt Tryptophan in untere
        Darmabschnitte und die Indikanausscheidung im Harn ist stark erhöht.
 Es gibt aber auch Fälle erworbener Aufnahmestörung des Tryptophans bei
        Erkrankungen des Darmes.
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        | Nahrungsmittel Indigotin - blauer Lebensmittelfarbstoff (Glasuren, Getränke, Süßwaren).
 Aus den USA gibt es Beobachtungen von grünem Harn nach Genuss eines
        chlorophyll-haltigen Kaugummis (Clorets®, USA). Am Chlorophyll wird es aber kaum liegen,
        eher schon an einem zugesetztem Lebensmittelfarbstoff.
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        | Harnwegsinfekte (selten) Manche Bakterien können bei einem Harnwegsinfekt zu einer Verfärbung des Harns
        führen. Grünliche oder blaue Verfärbung kann z.B. bei Infektionen mit
        Pseudomonas-Bakterien auftreten.
 
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        | Vergiftungen (selten) Kreosot (früher als Medikament heute zur Holzbehandlung eingesetzt, enthält Guajacol),
        Resorcin (Desinfektionsmittel), Salol (Phenylsalizylsäure, früher als Medikament
        eingesetzt), Phenol.
 
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        | Biliverdin, Galle Bilirubin kann an der Luft in das grüne Biliverdin übergehen. Über Bilirubin im
        Harn siehe weiter oben bei den gelb/gelb-bräunlichen Verfärbungen.
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        | Verdoglobin
        (=Choleglobin) Zwischenprodukt beim Abbau des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin). Kommt es zur
        Zerstörung von roten Blutkörperchen im Körper (Hämolyse), wird Hämoglobin frei
        (Ursachen siehe Abschnitt freies Hämoglobin).
        Dabei kann auch vermehrt Verdoglobin entstehen. Verdoglobin entsteht auch beim Abbau
        ausgedehnter Blutergüsse oder bei Vergiftungen mit erhöhtem Methämoglobin. Verdoglobin kann in den Harn
        übergehen.
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        | Indicanurie - Syndrom der "blauen Windeln" (Blue Diaper Syndrome)
 Näheres siehe unter "grünlich" oben.
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        | Das Syndrom der violetten Urinsäcke (Purple Urine Bag Syndrome, PUBS)
 Etwa alle 2 bis 3 Jahre erscheinen in der medizinischen Literatur Berichte über
        das PUBS. Es tritt meist bei älteren, im Krankenhaus aufgenommenen Frauen auf, bei denen
        der Harn in einen Plastikbeutel (Harnsack) abgeleitet wurde. Die beim PUBS auftretende
        violette Verfärbung im Harnsack bietet ein eindrucksvolles Bild. Uneinigkeit besteht aber
        über die Ursachen der Verfärbung. Viele führen die Verfärbung auf die Umwandlung von
        im Harn auftauchenden Indican in Indigoblau zurück. Dabei seien meist Bakterien
        beteiligt. Die violette Farbe entstünde durch Anlagerung der Farbpigmente an die Wand des
        Urinsacks. Andere sehen eine Mischung zweier entstehender Farbpigmente, Indigoblau und
        Indigorot, als Grundlage der violetten Verfärbung.
 Auch ist es nicht sicher, ob überhaupt Indican im Harn sein muss, damit ein PUBS
        entstehen kann.
 Möglicherweise sind die beschriebenen Fälle nicht einheitlich und haben
        unterschiedliche Ursachen. In jedem Fall scheint das PUBS keiner speziellen Behandlung zu
        bedürfen.
 
 
          
            |  | Blau-violette Verfärbung im Harnsack bei einer 83-jährigen
            Patientin. (aus B.Truniger. Schweizer Medizinische Wochenschrift 1997, 127: 271)
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        | Nahrungsmittel Indigotin - blauer Lebensmittelfarbstoff (Glasuren, Getränke, Süßwaren).
 1999 wurde über einen blauen Harn eines Patienten mit einer entzündlichen
        Darmerkrankung (Colitis ulcerosa) berichtet, der über eine Sonde (Schlauch) ernährt
        wurde. Dabei mischt man oft dem Nahrungsbrei einen blauen Farbstoff bei, der normalerweise
        nicht aufgenommen wird. Dieser Patient nahm ihn auf Grund seiner Darmerkrankung dennoch
        auf und schied ihn im Harn aus (F. Ehrig,  Nephrology-Dialysis-Transplantation,
        1999).
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        | Medikamente Viele Medikamente können eine Verfärbung des Harns verursachen. Das mag im Beipacktext
        beschrieben sein, ein entsprechender Hinweis kann aber auch fehlen.
 
 
          
            | Bläuliche Harnverfärbung durch
            Medikamente Arbutin aus Folium uvae ursi - Bärentraubenblätter (bei
            Harnwegsinfektionen)Amitryptilin (Antidepressivum; z.B. Tryptizol®)
 Azuresin (wurde früher bei Magen-Tests eingesetzt)
 Dithiazanine Jodid (früher als Mittel bei Wurmerkrankungen eingesetzt)
 Kupfer
 Methylenblau (in Kombinationspräparaten zur Linderung der Beschwerden von
            Harnwegsinfekten; z.B. Urised®)
 Thymol (Bronchitismittel; z.B. Bronchipret ®,
            Bronchithym®; in Mundspülungen)
 
 Quellen: J. Colombo, Klinisch-Chemische Urindiagnostik, 1994. Health Communication
            Network (HCN), Australien.
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        | Harnwegsinfekte (selten) Manche Bakterien können bei einem Harnwegsinfekt zu einer Verfärbung des Harns
        führen. Grünliche oder blaue Verfärbung kann z.B. bei Infektionen mit
        Pseudomonas-Bakterien auftreten.
 
 
          
            |  | Pseudomonas-verursachte Harnverfärbung Blaue Verfärbung im Harnsack. Ursache war ein Harnwegsinfekt mit
            Pseudomonas-Bakterien.
 (aus B.Truniger. Schweizer Medizinische Wochenschrift 1998, 128: 427)
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        | Die folgenden Ursachen wurden bereits bei anderen Harnfarben näher
        besprochen: 
          Blut (nach längerem
            Stehen des Harns dunkel)Hämoglobin bei
            schweren HämolysenBesonders wenn Harn eine Zeit lang steht. Klassisch z.B. bei bei Malaria tropica
            ("Schwarzwasserfieber")
PorphobilinIndicanurie (bei hohen
            Konzentrationen starkes Nachdunkeln)
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        | Homogentisinsäure - Syndrom der schwarzen Windeln Erbliche Störung des Stoffwechsels der Aminosäure Tyrosin führt zur Anhäufung von
        Homogentisinsäure. Diese erscheint im Harn. An der Luft entsteht daraus ein schwarzer
        Farbstoff. Auffällig ist daher ein stark nachdunkelnder Harn.
 Diese Krankheit wird Alkaptonurie genannt und nicht selten erst im
        späteren Leben erkannt, wenn Gelenksprobleme einsetzen, die durch die langjährige
        Ablagerung von Homogentisinsäure ausgelöst werden. Das Nachdunkeln des Harns bleibt also
        oft jahrelang unbemerkt.
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        | Melanogene Beim malignen Melanom (meist schwarzfarbener, bösartiger Tumor der Haut) kann es selten
        zur Ausscheidung von dunklen Farbstoffen im Harn kommen.
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        | Medikamente Viele Medikamente können eine Verfärbung des Harns verursachen. Das mag im Beipacktext
        beschrieben sein, ein entsprechender Hinweis kann aber auch fehlen.
 
 
          
            | Schwarze/dunkle Harnverfärbung
            durch Medikamente Cascara-Rinden-Präparate - Faulbaumrinde: beim
            Stehen dunkel (Abführmittel zur Darmreinigung vor Eingriffen; z.B. Cascara-Salax®).Eisendextran: Harn beim Stehen dunkel (für Eisen-Infusionen)
 Levodopa: zuerst rötlich, beim Stehen des Harns dunkel-schwarz
            (Parkinsonmedikament; z.B. Madopar®)
 Methocarbamol: Verfärbung beim Stehen des Harns (muskelentspannendes Medikament)
 Methyldopa: Verfärbung beim Stehen des Harns (Blutdrucksenker; z.B. Aldometil®)
 Metronidazol (Antibiotikum; z.B. Anaerobex®)
 Niridazol (Mittel gegen Wurmparasiten)
 Paraaminosalizylsäure - PAS (Tuberkulosemittel)
 Quellen: J. Colombo, Klinisch-Chemische Urindiagnostik, 1994. Health Communication
            Network (HCN), Australien.
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        | Erbliche Tyrosinämie (extrem
        selten) Bei angeborenen Störungen der Verarbeitung der Aminosäure Tyrosin können Substanzen im
        Harn vermehrt sein, durch die der Harn beim Stehen dunkel wird. Auftreten bereits Wochen
        bis Monate nach der Geburt.
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        | Vergiftungen (selten) Phenol (Desinfektionsmittel), Resorcin (Desinfektionsmittel), Thymol (Desinfektionsmittel;
        in Mundwässern, Zahnpasten, Lösungen zur Hautdesinfektion).
  
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        | Mesobilifuscin Mesobilifuscin ist ein Gallenfarbstoff und wurde bei einem Fall von hämolytischer Anämie
        (Blutarmut wegen Zerstörung der roten Blutkörperchen) als Ursache einer Schwarzfärbung
        des Harns identifiziert.
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        | Definition Unter Nachdunkeln versteht man ein Dunkler-Werden des Harns beim Stehenlassen.
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        | Allgemeines Prinzipiell dunkelt fast jeder Harn beim Stehenlassen etwas nach. Eine Ursache ist das
        Urobilinogen, das in das Urobilin übergeht.
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        | Abnorme Substanzen, die ein starkes
        Nachdunkeln des Harns verursachen können (Die Ursachen des Auftretens dieser Substanzen im Harn sind in den Abschnitten
        über Verfärbungen beschrieben)
 
          PorphobilinogenWird zu Porphobilin und zu Uroporphyrin (braunrot bzw. rot).
PorphyrinogeneWerden zur Porphyrinen (rötlich).
IndicanWird zu Indigoblau.
MelanogeneWerden zu dunklem Melanin.
Myoglobin im HarnWird zu bräunlichem Metmyoglobin.
Blut im Harn, Hämoglobin im HarnHämoglobin wird zu bräunlichem Methämoglobin und zu schwarbraunem Hämatin
HomogentisinsäureSchwärzlich-dunkle Farbstoffe entstehen.
Tyrosin und TyrosinstoffwechselprodukteBei Tyrosinämie.
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        | Medikamente können ein
        Nachdunkeln des Harns auslösen 
          L-Dopa (Parkinsonmedikament)Methyldopa (Blutdruckmittel)und viele andere. Siehe unter den einzelnen Harnfarben. |  |  | 
  
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        | HINWEISE AUF
        DIR URSACHE EINER VERFÄRBUNG: |  | 
      
        | Wenn zur endgültigen Abklärung auch Spezialanalysen notwendig
        sein können, kann man doch mit einfachen Mitteln Hinweise auf die Ursache einer
        Verfärbung des Harns bekommen. 
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          Könnte ein Flüssigkeitsmangel vorliegen?Zu langes Dursten oder zu große Flüssigkeitsverluste (Schwitzen,
            Durchfall, Erbrechen) können den Harn sehr stark konzentrieren und eine eigenartige,
            bräunliche Farbe annehmen lassen.
 
Welche Nahrungsmittel wurden eingenommen?So ist z.B. der Verzehr roter Rüben eine häufige Ursache einer Rotfärbung.
 
Welche Medikamente wurden eingenommen?Sehr viele Medikamente aber auch Vitamin-Präparate können den Harn verfärben.
 
Könnte eine Vergiftung vorliegen?
Ist der Harn anfangs völlig normal und wird erst später
            auffällig (Nachdunkeln)?Dann kommen die unter "Nachdunkeln des Harns"
            genannten Ursachen in Frage. Ausgenommen jene, bei denen auch der frische Harn bereits
            auffällig ist (Blut, Hämoglobin oder Myoglobin). Man sollte aber berücksichtigen, dass
            auch der normale Harn ein wenig nachdunkelt.
 
Schüttelschaumprobe bei braunem Harn: Wenn man den Harn
            schüttelt, ist auch der Schaum braun?Entsteht gelbbrauner Schaum könnte das für Bilirubin als Ursache sprechen,
            entsteht weißer Schaum spricht dies gegen Bilirubin als Ursache.
 
Harnteststreifen (Mehrfelder-Streifen)Mit dem Harnteststreifen kann Blut, Hämoglobin, Myoglobin, Bilirubin und
            Urobilinogen im Harn erkannt werden. Aber auch einen Harnwegsinfekt als mögliche Ursache
            einer Verfärbung lässt der Teststreifen erkennen (Vermehrung weißer Blutkörperchen und
            eventuell positives Nitritfeld).
 Gibt es keinen Hinweis auf Flüssigkeitsmangel, Nahrungsmittel,
        Medikamente, oder Vergiftungen als Ursache der Verfärbung des Harns und zeigt auch der
        Harnteststreifen keine mögliche Ursache an, könnte eine der seltenen Ursachen vorliegen
        (z.B. eine Porphyrie). Zur Abklärung dieser Ursachen sind Spezialuntersuchungen
        notwendig.   |  |  | 
  
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