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Chlamydia trachomatis - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
    
NAME:
Chlamydien sind während ihrer Vermehrung von einer Hülle umgeben. Der Name kommt vom griechischen Wort für Mantel. Das Trachom ist eine von Chlamydia trachomatis hervorgerufene Entzündung der Binde- und Hornhaut des Auges, die zu Erblindung führen kann.
   
KURZINFO:
Chlamydien sind sehr kleine, rundliche Bakterien (in der ansteckenden Form nur 0.3 µm groß), die sich in anderen Zellen vermehren können. Die größte Bedeutung unter den Chlamydien besitzt Chlamydia trachomatis. Aber nicht wegen der namensgebenden Trachom-Augenerkrankung. Die ist bei uns extrem selten. Chlamydien verursachen aber eine überaus häufige Geschlechtskrankheit: Es sind bestimmte Untergruppen, die sog. Serotypen D-K, die eine sexuell übertragene Erkrankung verursachen, die in der westlichen Welt sehr verbreitet ist. Für Deutschland liegen Schätzungen bei einer halben Million Erkrankter.
  
Chlamydien Immunofluoreszenznachweis Nachweis von Chlamydien durch Immunfluoreszenzdarstellung
Die gelben Punkte sind die Chlamydien.
Untersuchungsmaterial sind durch Abstriche gewonnene Zellen aus der Harnröhre oder dem Gebärmutterhals.

Welche Symptome hat die Chlamydieninfektion?
Beim Mann: Manchmal keine. Schmerzen beim Harnlassen, Hodenschmerzen, Entzündung um die Penisöffnung herum, vielleicht Schleimausfluss, Bindehautentzündung des Auges. Beschwerden kommen und gehen. Bei der Frau: Meist keine! Leichter Schleimausfluss, Schmerzen beim Harnlassen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr,  Bauchschmerzen, Zwischenblutungen, Bindehautentzündung des Auges.

Wann treten die Symptome auf?
Ab 1-2 Wochen nach der Ansteckung.

Wie erfolgt die Ansteckung?
Direkter Personenkontakt: fast ausschließlich durch sexuellen Kontakt. Bei der Geburt Übertragung von der Mutter auf das Kind möglich. Da dies für das Kind schwerwiegende Folgen haben kann sollte in der Schwangerenvorsorge ein Test auf Chlamydieninfektion vorgesehen sein.

Wie wird die Erkrankung behandelt?
Die Infektion kann mit Antibiotika erfolgreich bekämpft werden.

Langzeitfolgen ohne Therapie
Entzündung des Nebenhodens, der Prostata, Gelenksentzündungen (Arthritis), Bindehautentzündung des Auges und Zeugungsunfähigkeit beim Mann.
Entzündungen der Gebärmutter, der Eileiter, der Leberumgebung, Unfruchtbarkeit bei der Frau. Seltener als beim Mann Gelenksentzündungen.

   
REFERENZ-
BEREICH:

Keine Chlamydien nachweisbar. Keine Antikörper gegen Chlamydien nachweisbar.

   
NACHWEIS
DER
CHLAMYDIEN-
INFEKTION:
Es gibt verschiedene Tests mit verschiedenen Vor- und Nachteilen. Die modernste Untersuchung ist die PCR/LCR. In jedem Fall sollte ein positiver Testbefund (d.h., ein Befund, der eine Infektion anzeigt) mit einer zweiten Methode überprüft werden.

Erreger-Kulturen - Immunfluoreszenztests - Enzymimmunoassay   - PCR/LCR - Antikörpernachweis

 

1. Man versucht, den Erreger selbst nachzuweisen

Erreger-Kulturen
Dies war früher die wichtigste Methode zur Abklärung einer Chlamydieninfektion. Man gewinnt mit einem Tupfer oder etwas ähnlichem einen sog. Abstrich aus der Harnröhre oder dem Gebärmutterhals. Man bringt dann das gewonnene Material in eine Zellkultur, das ist ein Gefäß mit Nähstoffen und Zellen, in denen die Chlamydien sich gut vermehren können. Nach 2 bis 3 Tagen färbt man die Zellen der Zellkultur und überprüft im Mikroskop, ob Chlamydien vorhanden sind.
Vorteil: findet man Chlamydien-infizierte Zellen (=Kultur positiv), dann ist eine Infektion fast mit 100%iger Sicherheit nachgewiesen. Es gibt also fast keine "falsch positiven" Befunde.
Nachteile: man muss lebendige Erreger in die Zellkultur bringen. Gibt es beim Transport ins Labor Probleme, sterben die Chlamydien und man wird keine Chlamydien finden, obwohl eine Infektion vorhanden ist. Diese Resultate bezeichnet man auch als "falsch negative" Befunde.
Der zweite Nachteil: Testdurchführung aufwändig.

Immunfluoreszenztest
Man kann den Tupfer, mit dem man den Harnröhren- oder Gebärmutterhalsabstrich durchgeführt hat, auch direkt auf einem Glasplättchen (Objektträger) ausrollen, die Chlamydien mit fluoreszenzmarkierten (leuchtenden) Antikörpern markieren und im Mikroskop suchen, ob man Chlamydien findet.
Vorteil: geht schnell (1-2h); man braucht auch keine lebendigen Chlamydien für den Test.
Nachteil: es ist oft nicht leicht, die wenigen Chlamydien zu finden und sie sicher von Kunstprodukten (=irgendwelche leuchtenden Punkte, die keine Chlamydien sind) zu unterscheiden. Anders ausgedrückt: die Untersuchung braucht sehr erfahrenes Personal. Manche sagen, dass man damit etwa ein Drittel aller Infektionen übersieht und dass andererseits von 5 diagnostizierten Infektionen nur 4 wirklich Infektionen sind.

Enzymimmunoassay (Erregernachweis)
Man wäscht das Untersuchungsmaterial aus dem Tupfer in eine Flüssigkeit. Dann wird eine spezielle chemische Reaktion gestartet. Je nachdem, ob Chlamydien vorhanden sind oder nicht, verfärbt sich die Flüssigkeit. Dies kann man messen.
Vorteil: geht schnell (1-2h); man braucht auch keine lebendigen Chlamydien für den Test und man braucht kein speziell geschultes Personal.
Nachteil: Auch von diesen Tests sagen manche, dass man mit ihnen etwa ein Drittel aller Infektionen übersieht.

Molekularbiologische Verfahren (PCR, LCR)
Der modernste Test zum Chlamydiennachweis.
Bei diesem Test wird die Chlamydien-Erbinformation (die DNA) sehr stark vermehrt und dann gemessen.
Vorteile: sehr empfindliches Verfahren, weist kleinste Erregermengen nach. Man braucht daher nicht einmal einen Abstrich, man kann den Erreger einfach in einer Harnprobe nachweisen.
Das Testresultat hat eine hohe Aussagekraft (dennoch gibt es vereinzelt falsch positive und falsch negative Befunde).
Nachteile: Kosten relativ hoch.

 

2. Man versucht, Antikörper gegen den Erreger im Blut nachzuweisen

Wenn wir unter einer Infektion leiden, dann bildet unser Abwehrsystem meistens Antikörper gegen den Erreger, die im Blut auftauchen. So ist es auch bei der Chlamydieninfektion.
Leider beweist aber der Anti-Chlamydienantikörper in unserem Blut nicht, dass aktuell eine Infektion abläuft. Der Antikörper bleibt auch Jahre nach einer überwundenen Infektion nachweisbar.
Daher sind Antikörpernachweise für die Diagnose einer bestehenden Chlamydia trachomatis Infektion wenig hilfreich.
Sie können aber helfen, die Ursache von Spätfolgen der Chlamydieninfektion (Eileiterverschluss, Gelenksentzündung) als solche zu erkennen. In diesen Fällen lassen sich die Chlamydien selbst oft nicht mehr nachweisen, wohl aber die Antikörper.

   

 

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Letzte Änderung 2003-09-09

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